Einfach entspannt an den Infinity-Pool hauen, am Bahama Mama nippen und Sonne tanken. Vielleicht noch ein bisschen Ruinen angucken oder einen Geheimpfad indigener Teepflücker – nur kein Marco-Polo-Mainstream. Urlaub könnte so schön sein, wäre da nicht die Planung. Auch Patrick Häde ging in seinem Auslandssemester durch die Orga-Hölle, als er einen Surftrip machen wollte und nach stundenlanger Recherche nichts gebucht hatte, dafür zig offene Tabs: Dieser oder jener Strand? Welche Unterkunft? Welche Route? Welcher Bewertung soll man vertrauen?

„Das war nicht effizient und hat keinen Spaß gemacht“, sagt Magnus Langanke, Schulfreund von Häde und Mitgründer des Startups Mapify. Er und David Pflugpeil, dritter von insgesamt fünf Co-Foundern, und sitzen im Büro des Startups, in einer Seitenstraße von Berlin-Prenzlauer Berg – das gleichzeitig als WG doppelt. Neben dem großen Desk mit sechs Arbeitsplätzen, Zusatzmonitoren und Kabelgewirr steht Langankes Palettenbett. Business trifft auf privat, und Schuhe müssen draußen bleiben. Säuberlich aufgereiht stehen sie im Wohnungsflur, im Büro trägt man Socken. Langanke erklärt routiniert in wenigen Worten, was Mapify macht: Sich durch zig Vergleichsportale und Buchungswebsites zu wühlen, um Flug und Hotel zu finden, nebenbei Blogs und Instagram nach abgelegenen Locations zu durchforsten – das alles soll der Vergangenheit angehören. Die Gründer arbeiten daran, dass künftig alle Schritte gebündelt über App oder Website von Mapify organisierbar werden. Kurz: die Pauschalisierung des Individualtourismus.

Mapify verspricht damit nicht weniger als die Revolution der Reiseplanung. Das Team für das ambitionierte Unterfangen hatte Patrick Häde schnell zusammen: Bereits während der Abizeit entwickelte er mit seinem jüngeren Bruder Sebastian, Langanke und Pflugpeil eine kleine Facebook-Gruppe, über die alte Lernmaterialien an Schüler unterer Stufen verschachert werden konnten, zu Thatsmymarket weiter, Hessens größtem Kleinanzeigenmarkt. Eine Nische, die Ebay zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bediente. Das, was Langanke heute „praktisches Projekt neben dem Abi“ nennt, war faktisch eine wichtige Übung: einen Platz zwischen den großen Plattformen finden und verstehen, wonach die Peergroup sucht. Mit der zusätzlich gegründeten Medienagentur Wunderfactory entwickelten die vier ein Website hier, eine kleine App da, hauptsächlich, um ihr Projekt Thatsmymarket finanzieren zu können. Doch vor allem für andere zu arbeiten war irgendwann zu lahm. Pflugpeil erinnert sich: „Währenddessen wurde uns schnell bewusst, dass wir irgendwann unser eigenes Baby haben wollen, unser eigenes Startup-Baby.“

Als Häde dann an der Planung seines Surftrips verzweifelte, war klar, was dieses Startup-Baby sein würde. Mit den Learnings aus ihren beiden ersten Unternehmen wurde das Projekt parallel zum Studium vorangetrieben. Ohne Office und Schnickschnack wurde zwischen den Studienorten in den USA, Frankfurt und Berlin der Workflow koordiniert. Und alles lief gut, bis der jüngere der Häde-Brüder in Thailand mit einem Roller verunglückte. „Das war natürlich echt schade für ihn“, sagt Pflugpeil, „hat uns aber in der Entwicklung sehr geholfen, weil er in der Zeit danach nichts anderes zu tun hatte, als für Mapify zu programmieren.“

Leider machen vier Informatiker nicht automatisch ein userfreundliches und optisch ansprechendes Produkt. Darum rekrutierten sie Tobias Schnorpfeil als Mann für das UX.

Der brannte so für die Idee, dass er kurzerhand mitgründete. Heute leitet Schnorpfeil die angegliederte Produktionsfirma Mapify Media und bedient nicht nur die Kunden des Unternehmens, sondern auch die eigene Marke. Doppelnutzung in Absprache sowie die Querfinanzierung für die bisher in diesem Punkt noch planlosen Reiseplaner. Ein System, das sich so ja schon beim Doppel aus Thatsmymarket und Wunderfactory bewährt hatte.

Bisher fahre man mit diesem Modell recht gut. Außerdem sind da ja noch das Restgeld aus Zeiten der Medienagentur sowie die bisher geseedeten 1,3 Mio. Euro aus den ersten beiden Runden. Invests gab es unter anderem von Gunnar Froh, Ex-Country-Manager Deutschland bei Airbnb, und dem Schweizer VC Ennea, geführt von Jan Valentin, vormals Europapresident von Kayak. „Wir brauchen ja auch nicht viel. Wir leben nicht auf großem Fuß und drehen jeden Cent zweimal um.“

Der Zeitpunkt scheint reif für Mapify. Denn der Reisemarkt verändert sich seit Jahren schleichend. Muss er auch, denn trotz größer werdender Auftragsvolumina sinken die Margen – Ergebnis einer toxischen Kombination aus niedrigen Preisen und einer steigenden Zahl an Stakeholdern, die sich in den Buchungsprozess einklinken und ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Vergleichsportale, Buchungswebsites, Reiseveranstalter, Airlines, teilweise sind bis zu sechs Parteien an einer Buchung beteiligt und verdienen mit. Grund genug, diesen Prozess zu entschlacken und ein Publikum zu adressieren, das bei den Big Playern häufig zu kurz kommt.

Die Generationen Y und Z planen ihre Reisen über soziale Medien und Blogs. Inspiration bei Instagram, Empfehlungen via Facebook. Mapify hat das verstanden und setzt darum auf einen Faktor, den die Großen zumindest noch nicht richtig einzusetzen wissen: die Community. „Das Freunde-helfen-Freunden-Prinzip“ nennt Pflugpeil die Logik hinter seiner Plattform. „Kein typischer Reiseführerquatsch, sondern direkte Informationen der Locals und der Leute, die da gewesen sind“ möchte man den Nutzern bieten.

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